научная статья по теме LEBENDIGE LANDESKUNDE - WARUM EIGENTLICH? Языкознание

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LEBENDIGE LANDESKUNDE -

WARUM EIGENTLICH?

Die Konzeption des Fremdsprachenunterrichts hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Die Gründe dafür liegen sowohl in Veränderung der pädagogischen und didaktischen Konzepte als auch in der Tatsache, dass die Welt „kleiner" geworden ist. Damit hat sich auch das Verständnis der Rolle von Fremdsprachen geändert. Fremdsprachenunterricht heute hat nicht nur das Ziel der Kommunikationsfähigkeit oder die Heranführung an eine andere Nationalkultur, sondern in immer stärkerem Maße sind Fremdsprachen Vehikel gegenseitigen Verstehens und des Umgangs von Menschen aus verschiedenen Sprachräumen.

Nimmt in diesem Katalog die Kommunikationsfähigkeit die erste Stelle ein, so sind die Forderungen sicher anders zu formulieren als wenn das Hauptziel Heranführung an die andere Kultur und Allgemeinbildung der Persönlichkeit ist. Das Eindringen in Wortschatz und Struktur der Sprache bedeutet auch Erkennen von Traditionen, und so kann moderner Fremdsprachenunterricht zum Verständnis der Kultur und der Sprache beitragen. Nur so kann sich Unvoreingenommenheit, Toleranz und Verständigungsbereitschaft entwickeln, die in der heutigen Welt mit ihren Zerstörungsmöglichkeiten besonders wichtig sind.

Sprache hat nun verschiedene Funktionen. Zum ersten hat sie eine soziale Funktion: Als Träger und Überträger von Denkweisen ist sie von ihrer Natur her ist ein Mittel zum Umgang der Menschen miteinander.

Außerdem sichert sie die Kommunikation innerhalb einer Kulturgemeinschaft und ist deshalb gleichzeitig ein Mittel zur Abgrenzung zu anderen Gruppen. Sprachraum kann also gleichzeitig Kulturraum sein. Sprache bestimmt das Denken, definiert die ethischen Normen, beschreibt Gefühle: das ist ihre prägende Funktion. Nimmt sie andere Inhalte auf z. B. aus dem engen Kontakt mit anderen Religionen und Denkweisen, so verändert sie sich.

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Sprache ist auch ein Ort der Aufbewahrung des gesellschaftlichen und individuellen Gedankenguts und speichert nicht nur gesellschaftliche Erfahrungen, sondern auch individuelle - die im Gegensatz zur ersteren den Vorzug der Authentizität haben.

Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache sind nicht nur unter den Gesichtspunkten „Wortschatz", „Grammatik", „Aussprache" usw. zu analysieren und beurteilen, sondern auch hinsichtlich des Bildes, das sie von Deutschland vermitteln.

Die zentrale Fragestellung lautet: „Ist die Auswahl von Themen und Texten geeignet, das Verständnis des Schülers für die Kultur im deutschsprachigen Raum und besonders in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern?" (Goethe-Institut, Rundschreiben Lehrbuchumstellung, München 4. 2. 1986, S. 2).

Die Notwendigkeit zur Beurteilung des landeskundlichen Inhalts ergibt sich zum einen aus den vollkommen unterschiedlichen Deutschlandbildern in den auf dem Markt angebotenen Lehrwerken, zum anderen aus den aufgrund variabler Rahmenbedingungen des Unterrichts wechselnden Anforderungen an die landeskundliche Beschaffenheit des Lehrwerks. Bei der Erstellung der alten (und leider immer noch im Gebrauch befindlichen) Lehrbücher der Grammatik-Übersetzungsmethode wurde dieser Frage vergleichsweise wenig Bedeutung beigemessen. Landeskunde -das waren Informationen über das Land (und nicht über die Leute) und über den kulturellen Hintergrund - kaum aber über Menschen und Leben heute. Ergebnis: die Aktualität der Sachinformationen sowie auch der Sprache blieb auf der Strecke. Dabei müssen nach den neueren Erkenntnissen die Lernzielformulierungen zeitbezogen sein. Die erste Frage ist also: Was sollen Schüler lernen? Daran schließt sich Frage zwei: Was lernen sie wirklich, und: wie lernen sie? Schüler dekodieren Texte nicht nach Grammatik und Wortschatz - sondern nach Lebenssituation.

Eine ganz wesentliche Veränderung der Rahmenbedingungen des Unterrichts in Deutsch als Fremdsprache stellt die Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 dar. Die Konsequenz daraus ist: Alle vor dieser Zeit erschienenen Lehrwerke, die auf die Existenz von zwei deutschen Staaten Bezug nehmen, sind in diesem Punkt überholt.

Welchen Wissenshorizont jenseits von Grammatik und Wortschatz will man heute vermitteln? Im Klartext: wie viel Landeskunde braucht das Lehrwerk? Und: was ist Landeskunde überhaupt? Bei der Vermittlung landeskundlicher Kenntnisse ist die Auswahl der Inhalte besonders wichtig: sie geben die Voraussetzungen für die Verständigung mit Personen sowie für die Nutzung von Massenmedien. Ziel ist nicht die Ergänzung des Deutschlandbildes, sondern seine Erweiterung. Dabei sollte der Akzent neuer Lehrmaterialien für DaF auf dem Kennen lernen der vielseitigen Kulturen derjenigen europäischen Länder liegen, in denen die deutsche Sprache die vorherrschende ist. Hintergrundwissen der Schüler über die eigene (russische) Kultur ist unerlässlich und sollte zum Kulturvergleich herangezogen werden.

Historisch wurde der Inhalt der Landeskunde im Fremdsprachenunterricht immer wieder mit neuen Schwerpunkten versehen - nicht nur in Deutschland. Hier war sie ursprünglich ein eigenständiger Bereich im Fremdsprachenunterricht: Zuerst Kulturkunde mit dem Ziel der Vermittlung von Bildungsgütern, dann Realienkunde mit dem Ziel der Anhäufung enzyklopädischen Tatsachenwissens (vorwiegend Geographie, Geschichte, Wirtschaft). Nach dem ersten Weltkrieg dann wurden gerade im Fach Landeskunde Volkstypologien und -psychologien (der Engländer, der Franzose, der Russe) entwickelt; betont wurde die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Nationalcharakter. Das „Partnerschaftskonzept" nach dem zweiten Weltkrieg war gleichbedeutend mit der Übernahme von Wertvorstellungen des englisch-amerikanischen Kulturkreises in Westdeutschland, im Osten mit der Entwicklung der sozialistischen Persönlichkeit. Das Ergebnis waren ausgeprägte Feindbilder auf westlicher wie auf östlicher Seite, die im Bereich der Landeskunde manifestiert wurden.

Im Zuge der Pragmatisierung des Fremdsprachenunterrichts (Orientierung auf das Nützliche, auf Praxis und Sachbezogenheit) sollte dieser die Fremdsprache für den Alltag vermitteln. Das hieß: Landeskunde meinte die Unterrichtung der Sprache zusammen mit Fakten der jeweiligen Lebensrealität im Zielsprachenland. Ergebnis war die Anreicherung der Lehrbücher durch Infos über

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Städte, Regionen, Zentren, dann auch Skizzen und Fotos. Die Folge war eine touristische Beschränkung der landeskundlichen Informationen. Kulturvermittlung hingegen beinhaltete jetzt auch sozialwissenschaftliche Beobachtungen und alltagskulturelle Erfahrungen. Sprache ereignet sich ja nicht im luftleeren Raum - der Lerner muss das außersprachliche Umfeld kennen.

Für den Unterricht DaF bedeutet das: es ist ein Mangel, Schüler nur Wissen über die deutsche Kultur anhäufen zu lassen, denn deutsche Kultur hat sich nicht nur in den großen Zeiten der Vergangenheit vollzogen. Zur Kulturvermittlung gehören auch Informationen über den gegenwärtigen Stand der Sprache und des heutigen Lebens. Ein Erkennungsmerkmal für viele russische Schüler in Deutschland ist, dass ihr Sprachgebrauch nicht der Gegenwartssprache entspricht und dass ihr Deutschlandbild durch Informationen aus der Vergangenheit geprägt wurde.

Landeskunde und Linguistik stehen in Wechselwirkung: es besteht eine enge Verbindung zwischen sprachlichen Zeichen und nichtsprachlichen Beständen, z.B. Konventionen. Sprache lernen heißt, für schon bekannte Erscheinungen eine neue Nomenklatur erwerben. Das ist aber nur möglich bei bekannten und benannten Sachen wie Naturerscheinungen (Tag - Nacht), Jahreszeiten, Wetter, allgemeinen menschlichen Verhaltensweisen (schlafen, sprechen, krank sein) sowie allgemeinen Angaben von Zahlen, Präpositionen und Mengen. Alle anderen Begriffe müssen daraufhin untersucht werden, wie weit sie zusätzlicher landeskundlicher Information bedürfen, damit sie inhaltlich richtig verstanden werden.

„Karneval" zum Beispiel darf nicht einfach ins Russische übersetzt werden. Gerade zu diesem Begriff gehören nicht wenige Informationen zur Kulturgeschichte (und auch zur Zeitgeschichte) Deutschlands. Es ist einfach ein Unding, wenn man (und das sogar in neuen Lehrwerken) die Information findet, dass in Deutschland Karneval gefeiert wird. An dieser Stelle bietet sich an, einige Beispiele aus der Lehrbuchreihe „Alles klar" anzuführen. Im Lehrbuch der Klasse 5 finden wir schon die Information, dass und wie Karneval regional gefeiert wird: „Karneval in der Schule" (S. 167, 169), , Feiert ein Hamburger Karneval?

(S.172). In Klasse 7 erfahren die Schüler einiges über die unterschiedlichen Feiertage der beiden Konfessionen: „Feiertage in Herbst und Winter" (S. 128-131), „Sankt Martin" (S. 135), „Nikolaustag" (S. 140). Es schließt sich eine Grundinformation über Luther und die Reformation an: „Religion" (S. 207), und in Klasse 8 wird dann das Thema „Karneval" noch einmal im Lichte des bisher Bekannten behandelt. Dabei erfahren die Schüler auch, dass er vor allem traditionell katholisches Brauchtum ist. Sie lernen den Unterschied zwischen Alemannischer Fastnacht und dem rheinischen Karneval kennen, der auch durch den Mentalitätsunterschied zwischen Rheinländern und Schwaben bedingt ist; und sie bekommen weitere Informationen über unterschiedliches Brauchtum im Norden (protestantisch) und Süden (katholisch) Deutschlands.

Eigentlich muss man also feststellen, dass die gesamte Lebenswelt zugleich Landeskunde ist - das nennen wir dann lebendige Landeskunde. Folglich also muss Landeskunde im Fremdsprachenunterricht sehr früh auftreten. Sie hat ihren Platz überall da, wo es sich ohne Künstlichkeit ergibt - auch im Anfangsunterricht - zum Beispiel der Dialog über verschiedene Familientreffen („Alles klar", Klasse 5, S. 56). Das Eindringen in Wortschatz und Struktur der Sprache bedeutet auch das Erkennen von Traditionen. Dadurch kann sich eher Verständnis der (deutschen) Kultur entwickeln über das reine Anhäufen von T

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